Geschichten von Unternehmen, Märkten, Technologien und Menschen

SMS group blickt auf eine mehr als 150-jährige Geschichte zurück. Von einem kleinen Schmiedebetrieb und Zulieferer für die lokale Industrie hat sich SMS zu einem globalen Technologieunternehmen entwickelt, das die Metallindustrie entscheidend geprägt hat. Entscheidend für diese Erfolgsgeschichte war die frühe Ausrichtung auf globale Märkte, die Fokussierung auf Technologie und das Festhalten an den Werten eines Familienunternehmens.

Unternehmen

  • Von Carl Eberhard Weiss zur Siemag

    1871 gründete Carl Eberhard Weiss einen kleinen Schmiedebetrieb mit drei Mitarbeitern in Siegen. Dies war die Geburtsstunde der SMS group, des heute weltweit führenden Unternehmens auf dem Gebiet des metallurgischen Maschinen- und Anlagenbaus. Zunächst fertigte der Betrieb Schiebkarren aller Art, Spezialkarren für Ziegeleien und Steinbrüche, sowie Sackkarren. Um die Jahrhundertwende gehörten zu den Kunden der Maschinenfabrik und Dampfschmiede Karl Weiss die Rheinischen Stahlwerke, Mannesmann, Buderus, Stumm, Krupp und Thyssen.

    Zwischen 1914 und 1916 erwarb die Maschinenfabrik Karl Weiss die Siegener Maschinenfabriken Hoffmann und Oechelhäuser. 1918 fusionierten die drei Maschinenfabriken Weiss, Oechelhäuser und Hoffmann zur Siegener Maschinenbau AG. Das Unternehmen fertigte unter anderem Bergwerks- und Hüttenwerksmaschinen, wie Dampf- und Gebläsemaschinen, Bergwerks- und Hüttenwerkseinrichtungen, Fahrräder und Gelenkketten.

    Mit der Übernahme der Dahlbrucher Maschinenbau-Actiengesellschaft vormals Gebr. Klein erweiterte die Siegener Maschinenbau AG 1927 ihr Fertigungsprogramm um den Walzwerksbau.

    Die Siegener Maschinenbau AG wurde 1939 in Siemag Siegener Maschinenbau AG umbenannt. Zwei Jahre später übernahm Bernhard Weiss alle Aktien des Unternehmens.

    Der Standort Hilchenbach im Jahr 1927
  • Von den Gebr. Meer zur SMS Meer

    1872 gründeten die Gebrüder Meer die Maschinenfabrik und Eisengießerei Meer in Mönchengladbach, deren Fokus auf der Fertigung von Kompressoren, Wasserpumpen und Dampfmaschinen lag. Mit dem Einstieg von Dr. Carl Gruber startete die Produktion von nahtlosen Rohrwalzwerken. Nach der Übernahme durch Mannesmann 1926 wurde die Gesellschaft in Maschinenfabrik Meer umfirmiert. Mannesmann erwarb 1972 Anteile an der Demag und legte die Geschäftsbereiche Rohrtechnik, Gießerei und Pulvermetall von Meer sowie die Geschäftsbereiche Hydraulik und Rohrtechnik der Demag in einer Gesellschaft zusammen. Nach der Fusion der SMS Schloemann-Siemag AG mit der Mannesmann Demag Metallurgie 1999 wurde der Geschäftsbereich Rohr- und Kupferanlagen zu Beginn des neuen Jahrtausends als SMS Meer GmbH ausgegliedert.

    Stand „Gebr. Meer Maschinenfabrik“ auf der Düsseldorfer Industrie- und
    Gewerbeausstellung 1902
  • Schloemann: Ein Konstruktionsbüro aus Düsseldorf

    1901 wurde die Eduard Schloemann OHG in Düsseldorf gegründet. Nach nur wenigen Jahren wurde aus dem Handelshaus ein Konstruktionsunternehmen, das zunächst Steuerungen für hydraulische Pressen entwarf. Durch die Zusammenarbeit mit M.A.N. ab 1915 erweiterte sich das Fertigungsprogramm der Schloemann AG um die Konstruktion und Fertigung kompletter hydraulischer Press- und Walzwerksanlagen. Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft erfolgte 1921.

    Design bei Schloemann in den 1950er Jahren
  • SMS: Weltmarktführer mit markantem Kürzel

    Bereits Ende der 1960er Jahre wurde deutlich, dass nur der Zusammenschluss mit einem bedeutenden Wettbewerber die internationale Konkurrenzfähigkeit der Siemag Siegener Maschinenbau AG erhalten konnte. Daher vereinbarten die Siemag Siegener Maschinenbau GmbH und die Schloemann AG 1972 ein Kooperationsabkommen. Beide Unternehmen hatten in der Vergangenheit in internationalen Konsortien gemeinsam Aufträge abgewickelt, und die Produkt- und Leistungsprogramme ergänzten sich. Auf der Grundlage des Kooperationsabkommens fusionierten sie im Dezember 1973 zur Schloemann-Siemag AG. Am neu entstandenen Unternehmen waren der GHH Aktienverein, später M.A.N., mit 51 Prozent und die Siemag Weiss KG mit 49 Prozent beteiligt. Vom stimmberechtigten Kapital hielten beide Partner jeweils die Hälfte. 1974 übernahm Heinrich Weiss die Führung des vereinigten Unternehmens.

    Die bereits im Gebrauch befindliche Kurzform „SMS“ für die Schloemann-Siemag AG wurde mit dem 1. November 1980 offiziell Teil des Firmennamens. Von nun an trat das Unternehmen als SMS Schloemann-Siemag AG auf.

    Durch die Fusion der SMS Schloemann-Siemag AG mit der Mannesmann Demag Metallurgie entstand zum 1. September 1999 die SMS Demag AG. Das neue Unternehmen vereinte die Stärken beider Gesellschaften und festigte damit seine Stellung am Markt. Im Jahr 2000 wurde der Geschäftsbereich Rohr- und Kupferanlagen als SMS Meer GmbH ausgegliedert. Die SMS Meer GmbH verantwortete den Geschäftsbereich „Langprodukte“, während die SMS Demag AG den Geschäftsbereich „Flachprodukte“ repräsentierte.

    Die SMS vollständig in die eigenen Hände zu bekommen, war ein besonderes Anliegen der Familie Weiss. 2003 und 2007 erwarb sie über ihre Familienholding die Anteile der M.A.N. und war damit Alleineigentümer der SMS group.

    Im März 2009 kehrte der traditionsreiche Name „Siemag“ zurück. Unter dem Motto „Back to the roots“ erfolgte die Umbenennung der SMS Demag AG in SMS Siemag AG.  Mitte 2015 erfolgte die Verschmelzung von SMS Siemag AG und SMS Meer GmbH zur SMS group GmbH.

    Der Neubau am Standort Düsseldorf im Jahr 1988

Märkte

China: Partnerschaft seit 1904

Im Jahr 1904 erteilte die Hanyang Iron & Steel Works der Dahlbrucher Maschinenbau-Actiengesellschaft vormals Gebr. Klein, einer Vorläufergesellschaft der SMS group, den Auftrag zur Lieferung eines kompletten Blockwalzwerkes. Zum Lieferumfang gehörte die Duo-Reversieranlage mit Rollgängen, Scheren und Nebeneinrichtungen. Diesem ersten Auftrag aus China folgten ab Mitte der 1970er Jahre viele weitere, darunter der Großauftrag zum Bau eines Warm- und Kaltwalzwerkkomplexes für die Baoshan General Iron and Steel Works. Der Kunde übertrug der SMS group die Konsortialführerschaft für dieses Projekt. Zur Erinnerung an den ersten Auftrag und die engen Geschäftsbeziehungen zwischen China und der SMS group wurde im Jahr 2004 eine Feier unter dem Motto „100 Jahre SMS in China“ ausgerichtet.

Indien: Start mit Megaprojekt

Eines der ersten und größten deutschen Entwicklungsprojekte im Ausland war das Hüttenwerk Rourkela (Hindustan Steel) in Indien. 1952 wandte sich die indische Regierung an die Friedrich Krupp AG mit dem Angebot, ein Hüttenwerk zu bauen. Die deutsche Bundesregierung unterstützte dieses Turnkey-Projekt seit 1956 mit umfangreichen Finanzmitteln. Dem unter Führung der Friedrich Krupp AG stehenden Unternehmenskonsortium gehörten u. a. die Siemag Siegener Maschinenbau GmbH, die Demag AG, die Mannesmann-Meer AG und die Maschinenfabrik Sack GmbH an. Diese Vorläufergesellschaften der SMS group errichteten wesentliche Maschinen- und Anlagen des Hüttenwerkes. Viele Mitarbeiter der Unternehmen verbrachten während der Montagephase mit ihren Familien längere Zeit in Indien und gewannen bleibende Eindrücke. Für eine schnellere Abwicklung der Aufträge indischer Kunden gründete die SMS group 1989 vor Ort eine Tochtergesellschaft (SMS India) und eröffnete 2014 eine Werkstatt in Bhubaneswar.

USA: Ein Ort für Innovation

Auch mit den Kunden im nordamerikanischen Markt pflegt die SMS group seit vielen Jahrzehnten ein enges Verhältnis. Einer der ersten Großaufträge war die Lieferung eines Aluminum-Walzwerks an Alcoa im Jahr 1928.
 

Eine besondere Bedeutung für den amerikanischen Markt spielt die CSP®-Technologie. 1989 baute SMS group für Nucor in Crawfordsville/Indiana die weltweit erste Dünnbrammen-Gieß-Walzanlage. Das Konzept hat seitdem viele Kunden in den USA überzeugt, so dass bis heute neue Anlagen diesen Typs in Betrieb genommen wurden. Seit den 2000er Jahren werden die CSP-Anlage zunehmend in komplette Flachstahlkomplexe integriert, die SMS group komplett von der Elektrostahlherstellung bis zur Bandbehandlung aus einer Hand geliefert hat.

Technologie

  • Rohrherstellung: Das Mannesmann-Rohr

    Unser Standort in Mönchengladbach steht seit den 1920er Jahren auch für Anlagen zur Nahtlosrohrherstellung. Die Erfindung der Brüder Reinhard und Max Mannesmann

    von 1885 und die Kombination von Schräg- und Pilgerwalzen hatte weltweit für Furore gesorgt und belebte auch das Geschäft der Meer-Maschinenfabrik. Ihr erstes Rohrwalzwerk lieferte die Meer-Maschinenfabrik 1923 an die Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb, Werk Poensgen, in Düsseldorf. Von 1926 bis Ende der 1990er Jahre war die “Meer” Teil des Mannesmannkonzerns und hat auch nach der Integration in die SMS durch zahlreiche Innovationen die Technologie der Nahtlosrohrherstellung weiter voran getrieben.

    Nahtlose Rohre, hergestellt auf einem Meer-Schrägwalzwerk, 1935.
  • Flachwalzen: Lernen von anderen

    Die Siemag Siegener Maschinenbau GmbH erkannte in den 1950er Jahren, dass sich der Aufbau der deutschen Stahlindustrie vor allem auf das kontinuierliche Walzen mit dem Schwerpunkt beim Flachstahl konzentrieren würde. Aufgrund der langen kriegsbedingten Abschottung Deutschlands vom Weltmarkt waren die US-Amerikaner dem deutschen Hütten- und Walzwerksbau voraus. Darum wurden in den Jahren 1954 bis 1958 Lizenzverträge mit den US-amerikanischen Walzwerksbauern Morgan Construction Company sowie United Engineering & Foundry Company abgeschlossen. Die Verträge berechtigten zu Konstruktion, Fertigung und Vertrieb von Drahtwalzwerken (Morgan Construction Company) sowie Warm- und Kaltwalzwerken (United Engineering & Foundry Company). Durch eigene konstruktive Verbesserungen, die auch den Lizenzpartnern zugutekamen, wurde jedoch schnell wieder der Anschluss geschafft.

    Die Warmbandstraße in Salzgitter
  • Stranggießen: Kooperation mit Concast

    Um das zukunftsfähige Verfahren des Stranggießens in den Markt einzuführen, schlossen die Schloemann AG und die von Irving Rossi, dem Pionier des Stranggießens, gegründete Concast AG 1956 einen Vertrag über die enge Zusammenarbeit beider Unternehmen. Die Kooperation führte 1968 zur Mehrheitsbeteiligung von Schloemann an der Concast AG. 2004 erwarb die SMS group 100 Prozent der Anteile an der Concast und nannte sie in SMS Concast AG um. Bis heute trägt das SMS Concast maßgeblich zur Entwicklung des Stranggießverfahrens.

    Stranggießanlage für Brammen der August-Thyssen-Hütte (1969)
  • CVC® Technologie

    Im Herbst 1984 wurde bei der Friedr. Gustav Theis Kaltwalzwerke GmbH in Hagen-Halden die erste Kaltwalzanlage mit CVC®-Technologie in Betrieb genommen. Heute ist CVC®-System das weltweit am weitesten verbreitete System zur Einstellung von Bandprofil und Bandplanheit von warm- und kaltgewalztem Band. Das Prinzip ist einfach: Die CVC®-Walzen sind spiegelbildlich s-förmig geschliffen. In neutraler Stellung (neutrale Bombierung) bilden sie einen parallelen Walzspalt. Durch gegensinniges Verschieben der Walzen in axialer Richtung entsteht der Effekt eines stufenlos veränderlichen Walzenschliffs (positive oder negative Bombierung). Parallel zum ersten praktischen Einsatz entstand ein zugehöriges technologisches Prozessmodell auf der Basis physikalisch-mathematischer Ansätze, durch das u.a. die Setzwerte für die CVC®-Verschiebung und die Arbeitswalzenbiegung berechnet werden können.

    Das Prinzip der CVC-Verschiebung
  • CSP®-Technologie: Eine Revolution in der Flachbandproduktion

    CSP® (Compact Strip Production) hat die Stahlwelt nachhaltig verändert. Ausgangspunkt war der Guss der ersten 50-mm-Dünnbramme auf einer SMS-Pilotanlage im Oktober 1985. Die neu entwickelte trichterförmige Kupfer-Kokille und der optimierte Tauchausguss machten das „endabmessungsnahe Gießen von Brammen“ möglich und damit ein kompaktes Anlagenkonzept (Gießmaschine, Tunnelofen und Walzstraße) für die Produktion von Warmband. Nach dem Erfolg der ersten Anlage bei Nucor Steel/USA, die 1989 die Produktion aufnahm, erfuhr CSP sehr schnell eine weltweite Verbreitung, da die Wirtschaftlichkeit und die Produktqualität sowie die Vielseitigkeit für CSP sprachen. Bis heute sind 30 CSP®-Anlagen in Betrieb gegangen.

    In Kreuztal-Buschhütten betrieb SMS eine eigene Pilotanlage und erprobte dort das Dünnbrammengießen zur Marktreife
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