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"Wir bieten modernste Digitalisierungs-Werkzeuge an, die perfekt auf die Strangpressen abgestimmt sind"

Im Interview mit dem International Aluminium Journal sprechen Thomas Winterfeldt, Geschäftsbereichsleiter Schmiedetechnik, und Hansjörg Hoppe, Vertriebsleiter Strangpressen bei SMS group, über die Entwicklung und Erweiterung des Geschäftsbereichs, die Übernahme von Omav und die Beteiligung an Hydromec, den ökologischen Fußabdruck im Maschinen- und Anlagenbau und digitale Technologien.

Mr Winterfeldt, for three years you have headed the Forging Technology sector in SMS group, which also includes the extrusion business. How has the business sector developed since then?

Thomas Winterfeldt: In recent years we have developed further strategically and established ourselves at a much more international level. In our most important markets outside Europe – in China, the USA and India – we have built up an extensive network with our own staff, in order to be as close as possible to our customers in those regions. And besides classical mechanical and plant engineering we are developing new business fields, such as digitization and the Competence Centre for Additive Manufacturing, in which we also want to grow substantially with our eyes on aluminium as well.

Im September 2020 hat SMS group seine Beteiligung an Omav von 25 auf 100 Prozent aufgestockt. Auch der italienische Pressenbauer Hydromec gehört seitdem über eine 70%-Beteiligung von Omav zur SMS group. Welche Vorteile verknüpfen sich damit?

Thomas Winterfeldt: Omav bietet ein breites Spektrum knowhow-trächtiger Produkte vor und hinter der Strangpresse an, die das Portfolio der SMS group sehr gut ergänzen. Das Unternehmen hat zum Beispiel einen leistungsstarken, energieeffizienten HP7-Hochleistungsblockofen, der sich durch eine hohe Wärmeeffizienz von 75 Prozent und einem niedrigen Durchschnittsverbrauch von unter 18 Nm3 Gas je Tonne Stangenmaterial auszeichnet. Erreicht wird dies insbesondere durch eine Vorwärmzone, in der die Stangen mithilfe der Abluft der Verbrennungszone vorgewärmt werden. In Verbindung mit den leistungsstarken Induktionsanlagen der zur SMS Elotherm gehörenden IAS, beides Unternehmen der SMS group, können wir die kombinierte Bolzenerwärmung auch in einer Linie zusammengeführt anbieten. Und für die Profilkühlung bietet Omav sehr temperaturgenaue Quench-Systeme an.

Auch beim Bau von Strangpressen gibt es die Zusammenarbeit für „SMS-Pressen – Made by Omav“. Ein gegenseitiger Technologietransfer gestaltet sich natürlich leichter, je enger die Partner auch finanziell miteinander verbunden sind. Die Zusammenarbeit war aber auch in der Vergangenheit bereits eng – etwa bei der 55-MN-Strangpresslinie für Thöni oder der 45-MN-Strangpresslinie für Constellium in Singen, die im Sommer 2020 in Betrieb ging. Bei beiden Linien kommt der Auslauf hinter der Presse von Omav. Was Omav bisher fehlte, war ein global aufgestelltes Vertriebsnetzwerk für das Servicegeschäft. Hier wollen wir unsere italienischen Freunde stärker einbinden, was sicher auch zu deren weiteren Unternehmensentwicklung beiträgt. Unsere Kunden werden sowohl vom gemeinsamen Angebot bestehender Produkte als auch vom weltweiten Service der SMS group profitieren.

Ähnliches gilt auch für die neue Gruppengesellschaft Hydromec. Das Unternehmen befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Omav, mit Werkstätten, die sich ergänzen. Hydromec ist ein starkes Unternehmen in den Bereichen Gesenk- und Freiformschmieden sowie Ringwalzen. Wir werden mit Hydromec den gleichen erfolgreichen Weg beschreiten wie mit Omav in den letzten Jahren. Nun haben wir die Möglichkeit, den Markt global gemeinsam zu bedienen und sind als Systemlieferant im Aluminium-Markt, angefangen von den Recycling- und Schmelzöfen von Hertwich Engineering, ein Unternehmen der SMS group, über die Press und Schmiedeaggregate bis hin zu den Ausläufen und Wärmebehandlungsanlagen, unterwegs.

Dr. Thomas Winterfeldt, Geschäftsbereichsleiter Schmiedetechnik bei SMS group
Hochleistungsblockofen HP7 der OMAV.

The Covid-19 pandemic has probably thrown business plans overboard for the SMS group as well, as for other companies too. What traces has the pandemic left behind it at SMS?

Thomas Winterfeldt: So far we have come through the pandemic comparatively well. The first half of 2020 went off relatively unscathed for SMS group as it did for the forging technology sector; order intakes continued largely according to plan until then, but from the summer onward it became perceptible that projects came to a halt and order intakes declined. However, we were able to pick up a lot in our servicing activities, which are becoming more and more important for our group and for Forging Technology. Meanwhile, around onethird of our contracts relate to servicing, in other words the classical after-sales business with replacement parts, repair and modernization contracts. We seek to establish longterm agreements with our customers and we also see on the customer side increasing readiness to outsource these activities to us as technology partners, in order to be able to concentrate completely and fully on their core business – namely running optimized processes and manufacturing qualitatively highgrade products.

China war lange Jahre der wohl wichtigste Markt für SMS group. Hat Ihnen das China-Geschäft auch vergangenes Jahr in der Pandemie geholfen?

Thomas Winterfeldt: Die Marktaktivitäten in China sind von der Pandemie weitgehend unbehelligt geblieben. Wir sahen und sehen dort eine rege Projekttätigkeit und sind dort mit unserem Schmiedetechnik-Geschäft sehr erfolgreich. Wir bedienen in China vor allem Kunden, die für technologisch anspruchsvolle Anwendungen in der Automobil- und Luftfahrt produzieren und auf SMS group als erfahrenen und kompetenten Projektpartner zurückgreifen.

Hansjörg Hoppe: Ein konkretes Beispiel hierfür ist der im Dezember an uns erteilte Auftrag von Shandong Weiqiao Light Metal für eine 28-MN-Direkt/Indirekt-Strang- und Rohrpresse. Dabei handelt es sich um eine sehr spezielle Anlage mit vielen technologischen Features. Die Presse wird ab dem dritten Quartal 2022 Profile und dünnwandige Rohre aus Aluminium produzieren – hauptsächlich für anspruchsvolle Automotive-Produkte. Den Vertrag haben unsere Mitarbeiter vor Ort ohne Anreisen aus Deutschland aber unterstützt per Videokonferenz vereinbart und unterzeichnet.

Thomas Winterfeldt: Durch unsere starke Präsenz in den verschiedenen Marktregionen konnten wir trotz der eingeschränkten Reisemöglichkeiten auch viele Baustellen schnell reaktivieren, unsere Experten per Remote zuschalten und Projekte abwickeln. Wir haben so eine Gesenkschmiedepresse mit neuem Antrieb in den USA und in China eine Freiformschmiedepresse zur Abnahme gebracht, sowie in Indien die Inbetriebnahme eines Räderwalzwerks fortgeführt.

Hansjörg Hoppe: India’s market too is developing very well for aluminium projects. We are represented there by a company of our own, which is responsible for the engineering and for project implementation. Meanwhile, we have been able to sell five aluminium extrusion presses made in India.

In der Aluminiumindustrie ist dieser Tage viel von Low Carbon-Aluminium die Rede – immer mehr Hüttenproduzenten bieten kohlenstoffarmes Aluminium unter kreativen Markennamen an. Inwieweit erreicht ein solcher Trend auch SMS group?

Thomas Winterfeldt: Die Frage nach dem Carbon Footprint spielt in den Projektanfragen, die wir erhalten, immer mehr eine Rolle. In der Stahlindustrie ist dieser Aspekt unter dem Stichwort „grüne Bramme“ topaktuell. Aber auch im Aluminiumsektor dreht sich neben den leistungsbezogenen technologischen Anlagenfeatures seit Jahren alles darum, den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu reduzieren. An dieser Stelle sei hier nochmals kurz auf Hertwich Engineering hingewiesen, die mit ihren energieeffizienten Einschmelzöfen für Aluminiumschrotte Benchmark-Charakter setzen.

Hansjörg Hoppe: Im Strangpressbereich haben wir bereits vor Jahren mit der HybrEx-Presse und ihren elektrischen Servomotoren einen Riesensprung zu einer noch energieeffizienteren Produktion gemacht.  

Auch bei den konventionellen Pressen verweisen Sie auf zahlreiche umgesetzte Maßnahmen, die den Energieverbrauch und Nebenzeiten senken. Ist der spezifische Energievorteil der HybrEx noch wirklich signifikant?

Hansjörg Hoppe: Wir führen kontinuierlich Energiemessungen an HybrEx-Pressen im Betriebsalltag durch und können daher sehr gut belegen, dass der Energievorteil einer HybrEx erheblich ist. Der Energieverbrauch hängt natürlich von den Produkten und den Legierungen ab, die auf einer solchen Maschine gefahren werden. Aber grob im Durchschnitt liegt der Energieverbrauch bei einer HybrEx unter 80 Kilowattstunden je Tonne Profil. Bei unseren konventionellen Strangpressen bewegen wir uns in einem Fenster von etwa 110 bis 115 Kilowattstunden je Tonne. Und auch das ist, gemessen an den Energieverbräuchen dieser Maschinen von vor zwanzig Jahren, ein deutlicher Vorteil.

Dr. Hansjörg Hoppe, Vertriebsleiter Strangpressen bei SMS group

Wie viele HybrEx haben Sie inzwischen verkauft und bis zu welcher Baugröße bieten Sie diese Presse an?

Hansjörg Hoppe: Wir haben ein Dutzend HybrEx-Pressen verkauft – in alle Regionen dieser Welt. So zum Beispiel eine 40-MN-Presse für 10-Zöll-Blöcke nach Japan für UACJ und eine 35-MN-HybrEx für 9-Zoll-Blöcke nach England, die beide im vergangenen Jahr eine Endabnahme erhielten. Wir bieten die HybrEx bis zu einer Baugröße von 45 MN an. Der limitierende Faktor ist die Baugröße der Motoren für die Bewegung des Laufholms und Containers.

Die HybrEx25 Presse von Alcomet in Bulgarien.

Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für Ihren Bereich?

Thomas Winterfeldt: Die Berücksichtigung digitaler Technologien in unseren Maschinen und Anlagen ist von entscheidender Bedeutung für eine vorausschauende Analyse des Anlagenzustands, für die Produktqualität, die Produktionsplanung und das Energiemanagement. Es geht darum, Daten in Informationen und Informationen in Mehrwert für den Kunden umzuwandeln. Unterstützt werden wir dabei von unserer Gesellschaft SMS digital, die maßgeschneiderte, nutzerorientierte Softwarelösungen entwickelt.

Intuition und langjährige Betriebserfahrung der Bediener werden künftig nicht mehr ausreichen, um eine Anlage optimal zu betreiben. Wir bieten heute modernste Digitalisierungs-Werkzeuge an, die perfekt auf die Strangpressen abgestimmt sind und durch ihre Sensorik und die Auswertung großer Datenmengen in Echtzeit tiefe Einblicke in die Prozesse und über den Zustand und das Verhalten der Anlagenkomponenten ermöglichen. Der Anlagenbetreiber erhält so Transparenz und unterstützende Analysen, die es zuvor nicht gab. Selbst kleinste Abweichungen werden frühzeitig erkannt oder Fehler können durch lernende Systeme (Digitalisierung), bevor sie entstehen, vermieden oder dokumentiert werden. Das ist auch für die Rückverfolgbarkeit von fehlerhaften Produkten immens wichtig. Bei Luftfahrt-Produkten ist dies schon längst ein Muss, und in der Automobilindustrie wird das auch in nicht allzu ferner Zukunft kommen. Bei dem von SMS gebauten Stahlwerk Big River Steel in den USA verlässt kein Coil das Werk, ohne dass alle Produktionsparameter dokumentiert sind und das KI gestützte System das Coil zum Verkauf freigibt.

Würden Sie die Software-Tools näher beschreiben?

Hansjörg Hoppe: Nehmen Sie unser Visualisierungsystem PICOS – damit überwacht und steuert der Pressenbediener den gesamten Prozessablauf. Das Werkzeug visualisiert die Produktion und gibt erforderliche Prozessparameter vor. Es zeigt die Ist-Werte an, enthält eine Alarmfunktion und liefert Diagnosen, wenn es zu einer Fehlfunktion im Produktionsablauf kommt.  

Thomas Winterfeldt: Das Technologiepaket Midis+ ermöglicht die Verwaltung aller produktrelevanten Daten und steigert die Gesamtanlageneffektivität, dabei decken wir die gesamte Prozesskette von der Anlieferung der Blöcke bis zur Verpackung der fertigen Produkte ab. Durch die Protokollierung zahlreicher Parameter und die übersichtliche Visualisierung erkennt der Betreiber sehr einfach Potenziale zur Leistungssteigerung seiner Anlage. Mit SMS-Metrics werden Maschinendaten in Echtzeit erfasst, gespeichert und ausgewertet. Dank dieser Transparenz können die Anlagenbetreiber ihr Prozesswissen erweitern. Die Auswertungen können in einem Dashboard im Browser einfach erstellt und weltweit abgerufen werden

Hansjörg Hoppe: Die Software Cadex setzen wir schon seit langem ein. Sie ermöglicht eine Optimierung des Pressvorgangs mithilfe einer thermischen Simulation. Dazu wird der Wärmehaushalt für jeden Bolzen berechnet, damit das Material bei der optimalen Block- und Tapertemperatur umgeformt werden kann.

Thomas Winterfeldt: Ein digitales Basispaket bieten wir allen unseren Kunden an. Es wird ergänzt um Smart Alarm – eine webbasierte Anwendung für Bediener, Schichtleiter, Instandhalter oder auch Werksleiter. Smart Alarm sorgt für mehr Überblick und bessere Kontrolle bei den Alarmen, die in Anlagen ausgelöst werden. Durch die langfristige Speicherung historischer Alarmdaten lassen sich Trends berechnen, anhand derer sich potenzielle Stillstände erkennen lassen. Entwickelt wurde die webbasierte Applikation von SMS digital. All diese Tools helfen dem Kunden, seine Anlagen und Prozesse zu verbessern und bieten Vorteile im Service-Geschäft, weil wir so auch langjährige Garantien über die Verfügbarkeit der Anlagen geben können.

Digitale Lösungen entlang der gesamten Prozesskette

Earlier you mentioned the building up of new business fields in the context of additive manufacturing. This also includes the production of metal powder by a powder atomization unit. To what extent has that field developed?

Thomas Winterfeldt: With our own powder atomization plant we have gained knowledge with which we can already produce various highly alloyed metal powders. We have been able to place a unit of that type with our customer Outokumpu under an ‘Equipment as a Service’ contract model. With plant technology for atomizing aluminium powder we have developed an attractive concept and are in talks with potential customers for conjoint implementation, so as to be able in the future to offer units for the production of high-grade aluminium powder. In our view this is a most promising future field because AM offers new possibilities for the function- optimized design of components whose potential is already becoming evident. Already in some of our plants we have created a number of 3Dprinted components with functionoptimized designs. As an example a hydraulic control block for open-die forging presses can be mentioned, which is more compact, flow-optimized and much lighter than the previous control blocks, which were very complex and expensive to produce. We have designed a spray head which is used for the cooling and lubrication of dies in forging machines. That was produced completely by the additive method and was distinguished in 2019 with the German Design Award. So, just as we are system suppliers in forging technology and extrusion lines who can provide the entire process and all the equipment components for a line, we also want to master the entire process chain in the sector of additive manufacturing technologies.

Dieses Interview erscheint mit freundlicher Genehmigung der Giesel Verlag GmbH. Das gesamte Interview finden Sie im International Aluminium Journal Nr. 3/2021.

The same applies to Hydromec, the new group company. Hydromec is in the immediate vicinity of Omav, with workshops that supplement it. Hydromec is an efficient company in the fields of closed-die and open-die forging as well as ring rolling, and was in thepast a serious competitor for SMS group, at least in the European market. With Hydromec we will follow the same successful path as with Omav in recent years. Now we have the possibility to serve the global market together and are in the market as system suppliers, beginning with the recycling and melting furnaces made by Hertwich Engineering, also an SMS group company, through extrusion and forging machines, and all the way to run-outs and heat treatment plants.

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